Pressestimmen

Sie kletterte auf Palmen (Auszug aus einem Artikel in der TAZ von Waltraud Schwab)

Als Chiha acht Jahre alt war, wurde aus ihr eine Sängerin. Sie spürte den Sog, bevor sie es wusste. Eine dunkle Frau hatte dem Mädchen die Kehle geöffnet. In lumpigen Kleidern tauchte die Alte im Dorf auf. Chiha, noch Kind, sah sie, wie sie auf Beschneidungsfeiern, auf Hochzeiten sang. Ohne die Augen zu schließen, erscheint ihr die Frau heute, 62 Jahre später, wie damals: „Sie hat gestampft, eine Trommel in der Hand, eine tiefe, raue Stimme. Sie hat gespuckt beim Singen, war drin in ihrem Lied – wie besessen. Wenn sie anfing, der erste Laut krächzend, der nächste schon gewaltig, wurde aus der zerlumpten Gestalt eine Herrscherin. Sie gebar Licht, gebar Kraft.“

Degache heißt das Dorf, eine Oase, in der Sahara im Süden Tunesiens, wo Chiha aufwuchs. Höchstens 3.000 Einwohner damals, schätzt sie. Der Ort liegt in der Nähe des großen Salzsees Chat Ejerid. Mit Freuden sei sie von dort weggegangen.

Oft sang die alte Sängerin ein Lied, das Chiha als Achtjährige nicht verstehen konnte und dennoch verstand: „Ihr sagt, die Geduldigen werden ihr Ziel erreichen. Ich hatte so viel Geduld und mein Ziel nicht erreicht.“ Ein Lied für die Frauen sei das gewesen. „In Degache waren Frauen Sklaven. Mädchen wurden früh verheiratet. Nur fürs Kinderkriegen waren sie gut.“ Was für andere „herausgerissenes Herz“ heißt, heißt für Chiha „Degache“.

Zum vollständigen Artikel – bitte hier klicken:
TAZ 21. Mai 2016 von Waltraud Schwab

 

Ein orientalisches Kleinod
Chiha: „Chiha – ohne Oh Mami“. CD, United Records
Das Debutalbum der in Deutschland lebenden Tunesierin Chiha ist ein kleines Juwel. Chiha beherrscht die seltene Kunst des Nubat-Gesangs und fühlt sich der arabisch-andalusischen Tradition verpflichtet. Die Titel des Albums handeln von der Liebe und den Schwierigkeiten, diese in einer von mehr oder minder subtilem Rassismus durchsetzten Gesellschaft zu leben. Geschickt lässt die Künstlerin ihre Songs von westlichen Elektronik-/House-Musikern vertonen. Nach Ofra Haza kam Orient-Pop lange Zeit nicht gut an, auch Tarkan hat sich als Kurzzeitphänomen erwiesen. So bleibt zu hoffen, dass dieses Kleinod wenigstens einer aufgeschlossenen Minderheit in die Hände fällt

Andreas Lucas

 

Chiha – „Chiha“
Die abgespeckte Demoversion einer „richtigen“ CD stellt ohne Berührungsängste mit neueren Dancefloor-Rhythmen und der deutschen Sprache eine vielversprechende tunesische Sängerin vor.
In Anbetracht der nur halbstündigen Spielzeit dachte ich an eine reine Vorabversion für Promo-Zwecke – aber nein, es ist die fertige CD, bei der wir uns gerade mal mit sieben Stücken begnügen müssen. Die Stimme von Chiha, einer mit einem Deutschen liierten Tunesierin, ist aber so beeindruckend, dass ich ihr eine ausgewachsene Produktion üblicher Länge und Art von Herzen wünsche. Die instrumentalen Backings kommen nämlich überwiegend aus dem Sampler des Schlagzeugers Matthias „Le Trip“ Tippner, der seine Sache – nämlich Chihas Stimme optimal herauszustellen – sehr gut macht: So müsste ihm auch gelingen, mitteleuropäische Tanzböden zu bevölkern. Dennoch: Arabische Flöte, Hackbrett, Laute und Trommeln sowie das für dieses Genre obligate Streichorchester würden Chiha auch nicht schlecht zu Gesicht stehen.
Die beiden deutsch gesungenen Lieder wirken auf der CD zunächst wie skurrile, nicht ganz ernst zu nehmende Bonustitel. Als etwas abseitiger Geheimtip für eine Charts-Position könnte „Oh Mami“ aber helfen, Chiha auf dem Markt zu etablieren

Máthyás Kiss

 

Rezension einer Japanischen Zeitung zu Chihas Auftritt beim Tokyo Festival im Yoyogi-Park:

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